Nach 300 km Fahrt durch die Sahara, der Längsausdehnung des Nassersees folgend, haben wir gegen acht Uhr den Felsentempel Abu Simbel erreicht. Der Tempel hat in zweierlei Hinsicht Weltberühmtheit erlangt. Erstens ist er vor rund zweihundert Jahren wiederentdeckt und freigelegt worden - er war völlig unter Sandmassen begraben. Und man erkannte die außerordentliche architektonische Leistung, die hier vor 3200 Jahren erbracht wurde. Ramses II. ließ den Tempel in den Fels modellieren, um seine Macht im Süden des Landes gegenüber den Nubiern zu demonstrieren.
Zum anderen nahm in den Sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts die gesamte Welt Anteil am Schicksal des Tempels. Nach Fertigstellung des Assuanstaudamms wäre er in den Fluten des Nassersees versunken. Die UNESCO startete daraufhin eine beispiellose Rettungsaktion. Viele Ideen wurde entwickelt. Ein Gemeinschaftsprojekt von fünf Ländern (Ägypten, Deutschland, Italien, Frankreich und Schweden) erhielt den Zuschlag. Man zerlegte das Bauwerk in über zehntausend Blöcke und baute es 180 m weiter landeinwärts und 64 m höher wieder auf. Dabei war höchste Eile geboten, denn der Wasserspiegel des Sees stieg schneller als erwartet. Aber das Wunder wurde vollbracht und weltweit atmeten alle interessierten Menschen auf - ein wertvolles Kulturgut blieb der Menschheit erhalten. 


Noch größer war der Jubel, als nach der Rekonstruktion auch das Sonnenwunder wieder funktionierte. Zweimal im Jahr - im Februar und im Oktober - wirft die Sonne ihre Strahlen durch die gesamte Länge des Tempels (60 m) bis in das Allerheiligste und beleuchtet das Gesicht Ramses II., der dort als Statue mit drei anderen Göttern verewigt ist.
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